Wie und warum ich meine Meinung über Yoga bereits zweimal geändert habe

15. Mai 2023  -  Persönliches  -   Min. Lesezeit

In jungen Jahren konnte ich den Reiz des Nichtstuns im Schneidersitzt nicht ganz verstehen. Ich brauchte Action und Wettkampf-Feeling. Ich hätte mir im Leben nie vorstellen können, dass ich eimal so gerne in eine Yoga-Lektion gehen und sogar Yoga-Lehrerin werden würde! Dieser “Hype” hat sich aber bereits wieder gelegt und ich fokussiere mich lieber auf gelenkspezifisches Mobiltiy-Training.

Yoga mache ich, wenn ich alt bin!

Als aktive Leichtathletin konnte ich nicht viel mit Yoga anfangen. “Das kann ich noch machen, wenn ich alt und gebrechlich bin”, war meine Aussage. Ich wollte Action und Wettkampf-Feeling. Ausserdem fand ich Dehnen langweilig und sah den Sinn dahinter nicht. Auch wenn ich vor und nach dem Training jeweils 10 Minuten dehnte, wurde ich nicht beweglicher, also konnte es auch nicht nützen. Vor meinem geistigen Auge sah ich eine Gruppe von Menschen, die im Schneidersitz sassen und einfach nichts taten. Sowas ist doch langweilig?

Eine Arbeitskollegin schwärmte mir Jahre später vom Yoga vor. Als ihr Yogalehrer einen Anfängerworkshop organisierte, lud sie mich dazu ein. Ich sagte zu (weiss aber nicht mehr aus welchem Grund oder aus welcher Motivation heraus). Der Yogalehrer forderte mich richtig und brachte mich voller Freude an meine Bewegungsgrenzen. Er meinte, ich könne das schon aushalten, ich sei ja trainiert. Als ich mir seine Yogaposen so anschaute, wurde mir bewusst, dass man beweglicher sein könnte und wo ich meine Defizite hatte.

Nach dem Workshop bekam ich Muskelkater, wollte mich aber dennoch nicht weiter mit Yoga beschäftigen. Entweder konnte mich der Yogalehrer nicht überzeugen, oder ich war einfach noch nicht offen und bereit für etwas Neues. Ich suchte ja auch nichts anderes, ich liebte die Sportart, die ich ausübte (zu diesem Zeitpunkt war es Tae Bo) und wollte das noch viele Jahre so tun.

Ich fühlte mich so lebendig wie schon lange nicht mehr!

Seit meinen Teenager-Jahren hatte ich mit Nackenverspannungen zu kämpfen. Ich hatte mir beim Turnen (Salto mit Landung auf dem Nacken) einen Wirbel verschoben, den ich seit diesem Vorfall vergeblich versuchte wieder an seinen Platz bringen zu lassen. Ich besuchte über die Jahre viele Doktoren und Therapeuten, aber nichts schien zu helfen. Oder doch, es half, kostete mich aber ein halbes Vermögen, da es einfach kein langfristiges Ergebnis brachte.

In einer meiner vielen Osteopathie-Behandlungen ermutigte mich mein Therapeut mal Yoga auszuprobieren. Er, selbst auch Yogi, erzählte mir oft davon, bis ich aus eigener Überzeugung einem Besuch in einer Yoga-Stunde zustimmte.

“Komme im Raum an”, hörte ich die Yogalehrerin sagen. “Lasse den Atem durch deinen Körper strömen.” Bereits in den ersten 5 Minuten, fragte ich mich mehrmals, was ich hier eigentlich mache. Ich hatte keine Ahnung, was sie genau damit meint oder was ich zu tun hätte. Ich hoffte auf Besserung, denn sonst wären es laaange 55 Minuten gewesen.

Als Bewegung ins Spiel kam, hatte sie mich. Voller Freude nahm ich die einzelnen Posen ein. Ich bewegte mich so vielseitig wie schon lange nicht mehr. Meine Wirbelsäule wurde auf alle Seiten gedehnt und gestreckt, meine Muskulatur auf eine andere Art gefordert. Gegen Ende der Lektion machten wir die Kerze (so nannten wir als Kinder den Schulterstand) und das Rad, wo ich mich sofort in meine Kindheit zurück katapultiert fühlte. Ich hatte mich schon lange nicht mehr soooo lebendig gefühlt.

Wir legten uns für die Endentspannung auf den Rücken und ich hatte ein Lächeln auf meinen Lippen. Der ganze Körper war warm und zugleich entspannt. Dieses Savasana (die Endentspannung) eröffnete mir die Welt ins Yoga. Ich fühlte die Entspannung, die Leere (in positivem Sinne) und konnte das erste Mal so richtig alles loslassen. Nach dieser Lektion schwebte ich förmlich nach Hause und fühlte mich so gut wie schon lange nicht mehr. Meine Verspannungen spürte ich kaum mehr. Ich war zufrieden und ruhig.

Nach dieser unvergesslichen Probelektion besuchte ich 1x die Woche diese Yoga-Lektion. Es tat mir so gut, dass ich nach einem halben Jahr entschied, selbst die 200h Yogalehrer-Ausbildung zu absolvieren.

Beweglichkeitstraining auf neuem Level

Ich bemerkte bereits während der Yogalehrer-Ausbildung, dass ich in diesem Jahr nicht viel beweglicher wurde, obwohl ich mind. 3x die Woche Yoga übte. Das stimmte mich nachdenklich. Ich konnte zwar meine Verspannungen einigermassen in Schach halten, wurde aber nicht beweglicher.

Dank der Yogalehrer-Ausbildung lernte ich aber meinen Körper immer besser kennen und wahrzunehmen und konnte meine eigenen Fehlhaltungen besser erspüren. Zusätzlich eröffnete mir die Tätigkeit als Yogalehrerin Einblicke in weitere Bewegungsprinzipien, die ich mit grossem Interesse verfolgte und mich darin weiterbildete.

Darunter war unter anderem das Functional Range Conditioning (FRC), das Beweglichkeitstraining auf ein ganz anderes Level bringt. Ich hatte es durch einen Yogalehrer, dem ich auf Instagram folgte, kennengelernt.

Eigentlich lässt isch FRC sehr gut mit Yoga vereinen und integrieren. Wenn ich aber den Fluss einer Yogalektion nicht stören will, kann ich nur einzelne Übungen aus FRC einfliessen lassen, was mir dann nicht so einen grossen Nutzen (mehr Beweglichkeit) bringt. Eine Stunde mit Übungen aus dem FRC bringt mir für die Beweglichkeit viel mehr als eine Stunde Yoga.

Mein Ziel ist aktuell die Beweglichkeit und das körperliche Wohlbefinden zu steigern. Damit ich (m)einen sportlichen aber unbeweglichen Körper in nützlicher Frist wieder gemschmeidig und beweglich machen kann muss und will ich mich auf das Mobility-Training fokussieren. (Mut für mehr Fokus ist auch das Motto des Jahres 2023.)

Machst du noch Yoga?

Trotzdem will ich Yoga nicht ganz den Rücken kehren, denn ich geniesse die Stille und die achtsamen Bewegungen jedes Mal, wenn ich mal wieder an einer Yogalektion teilnehme. Ebenfalls eignen sich die meisten Yoga-Positionen sehr gut als Ausgangslage für das Mobility-Training.

Aktuell habe ich an meinem Köprer noch ein paar “Baustellen”, die ich gerne mit Mobility-Training beheben möchte. Darum mache ich momentn für mich fast kein Yoga mehr und fokussiere mich lieber auf das Mobility-Training.

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